Predigt von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 6. Mai 1984 in Wien

Quelle: Distrikt Österreich

Am 6. Mai 1984, vor genau 40 Jahren, anläßlich der Einweihung der Kirche St. Joseph des Priorates St. Klemens M. Hofbauer und der Firmung von acht Firmlingen vor etwa 450 Gläubigen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Meine geliebten Brüder!

Gerade haben wir die Kapelle geweiht. Wir werden jetzt mit der Zeremonie der Firmung beginnen und das Hochamt feiern. Das ist ein großer Tag für die katholische Gemeinde in Wien. Diese Zeremonie hat eine ganz besondere Bedeutung.
Der Gefirmte ist ein Kreuzritter. Denken Sie an die Kreuzzüge der vergangenen Jahrhunderte. Ihre Vorfahren haben kühn und großmütig daran teilgenommen. Es folgte eine Zeit in der die Christenheit und die Kirche von äußeren Feinden bedroht war.
Es kamen Ungläubige und Muselmanen aus dem Orient. Wenn Ihre Vorfahren diese nicht aufgehalten hätten, wären wir heute alle Mohammedaner. Ganz Europa wäre von ihnen eingenommen worden.
Heute erleben wir einen neuen Kreuzzug. Ich würde sagen, die Lage ist viel ernster als damals. Es war leichter, mit Heeren gegen die Muselmanen zu ziehen und ungläubige Eindringlinge, die die Christenheit vernichten wollten, aufzuhalten. Heute müssen wir den Ideologien, falschen Ideen und Irrtümern widerstehen, die über die ganze Welt verbreitet sind. Auch in das Innere der Kirche konnten diese Irrtümer eindringen. Wer sind unsere heutigen Feinde? Was für Ideen müssen wir heute bekämpfen? Es sind Ideen, die aus den Freimaurerlogen kommen. Man darf sich diesbezüglich keinen Illusionen hingeben.
Bereits seit zwei Jahrhunderten, wenn nicht sogar länger, bemühen sich die Freimaurerlogen, diese falschen Ideen zu verbreiten. Es kam zur Deklaration der Menschenrechte, zur Religionsfreiheit und zum Ökumenismus. Diese drei Punkte sind die Hauptprinzipien, die die Freimaurerlogen überall versuchen zu verbreiten. Sie wollen das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus vernichten. Diese heutigen Heere sind viel gefährlicher als die Heere der Muselmanen. Sie verfügen heute über bedeutende Hilfsmittel in der ganzen Welt. Durch das Fernsehen, das Radio und alle sozialen Kommunikationsmittel sind sie in die Familien, die Staaten, die Seminare und die Pfarren eingedrungen. Mit ihren falschen Ideen sind sie überall eingedrungen, sogar in das Zweite Vatikanische Konzil. Heute verteidigen Bischöfe diese Ideen. Sogar Rom hat ein geneigtes Ohr für diese Irrtümer. Wir sind umzingelt!
Diese falschen Ideen des Ökumenismus, der Religionsfreiheit und der Menschenrechte haben unsere Kirchen umgewandelt. So schöne Kirche wurden für das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus erbaut. Sie wurden durch die Ideen, die diese Logen verbreiten, und durch einen Kult, der nicht mehr ein wahrhaft katholischer Kult ist, zu mehr oder weniger freimaurerischen Tempeln. Das ist unser heutiger Feind, dem wir die Stirn bieten müssen. Dieser Feind ist im Begriff, die Christenheit von innen, nicht mehr nur von außen, zu vernichten. Der hl. Pius X. hatte uns dies bereits gesagt.

Was müssen wir tun, angesichts dieser neuartigen Invasionen und Attacken gegen Unseren Herrn Jesus Christus und gegen Sein Reich? Einige von Ihnen haben bereits darauf reagiert. Wir konnten die Entstehung kleiner Katakomben-Kapellen miterleben. Mutige und tapfere Familien wollten Widerstand leisten. Sie haben daher Priester zu Hilfe gerufen, die sich im Gewissen dazu verpflichtet fühlten mitzukämpfen. So entstanden die ersten Zentren des Widerstandes gegen den Feind Unseres Herrn Jesus Christus.
Kardinal König selbst gab zu, daß sich die Ideen, die im heutigen modernistischen Milieu herrschen und sich über die ganze Welt verbreiten, in der Wiener Diözese katastrophal auswirken. Er gab erschreckende Zahlen an. Diese Zahlen wurden in allen Zeitungen veröffentlicht, besonders in Deutschland. Ich hatte die Gelegenheit, diesen Artikel von Kardinal König zu lesen. Er beschreibt darin, daß seine große Wiener Diözese im Begriff ist, sich aufzulösen. Seminare stehen leer. Katholiken treten aus der Kirche aus.
Was hat das zu bedeuten? Das bedeutet, daß diese Ideen im Begriff sind, die Kirche zu zerstören. Wir müssen Widerstand leisten. Heute erleben wir, durch die Weihe dieser herrlichen Kapelle, einen Sieg der katholischen Kirche. Ein Sieg des Glaubens über den Satan, die Irrtümer, die sich überall in der Kirche breitmachen, und über die progressistische Kirche, die versucht, das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus zu vernichten. Ein großartiger Sieg! Wir hoffen, daß dies nicht der letzte Sieg sein wird.
Warum Sieg? Es ist nicht ein Sieg für uns. Wir wollen uns deswegen nicht etwas zugute halten. Ich bin überzeugt, daß auch Sie, besonders die Wiener und ihre Priester, sich nichts zugute halten. Es ist natürlich, daß wir Kirchen und Kapellen haben, in denen Unser Herr Jesus Christus herrscht. In unserer Mitte steht kein Tisch ohne Kruzifix. Wir verbannen nicht das Allerheiligste aus Seinem Tabernakel und stellen es an einen Ort, wo es niemand sieht und anbeten kann. Für uns herrscht das Kreuz. Unser Herr Jesus Christus herrscht von Seinem Kreuz herab. Der hl. Paulus hat Christus gepredigt, und zwar den gekreuzigten Christus. Auch wir beten Christus an, Christus den Gekreuzigten. Unser Herr befindet sich in den Tabernakeln. Wir dienen Unserem Herrn Jesus Christus in unseren Kapellen. Darum ist es die katholische Kirche, die heute hier den großen Sieg errungen hat. Meine lieben Brüder, deshalb beglückwünsche ich Sie. Ich möchte Sie ermutigen, regelmäßig und zahlreich in diese Kapelle zu kommen. Leisten Sie Genugtuung für die Beleidigungen, die Unserem Herrn Jesus Christus, Seiner Göttlichkeit und Seinem Königtum zugefügt werden.
In den heutigen offiziellen Ansprachen wird nur noch vom Frieden, vom Dialog, vom Hunger in der Welt und von der sozialen Gerechtigkeit gesprochen. Von Unserem Herrn Jesus Christus spricht man nicht mehr. Man spricht nicht mehr vom wahren Mittel, diese Ziele zu erreichen. Sicher, auch wir sind gegen den Hunger. Auch wir hoffen, daß alle Menschen in der Welt genug zu essen haben. Auch wir wollen, daß der Friede in der Welt herrscht. Wir wissen jedoch auch, in dem Maß Unser Herr Jesus Christus herrscht, wird Friede auf der Welt sein und der Hunger verschwinden. Nur die Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus wird die sozialen Ungerechtigkeiten beseitigen. Er wird bewirken, daß für die ganze Menschheit genügend Nahrungsmittel vorhanden sind. Er wird bewirken, daß auf der ganzen Welt Frieden herrscht. Nur Unser Herr Jesus Christus hat die Lösung für alles. Das ist unsere Überzeugung. Die Menschheit ist heute mit großem Übel geschlagen. Gotteshäuser und Kapellen, wie diese, in denen man die Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus und Sein Königtum bejaht und bekräftigt, daß Unser Herr Jesus Christus für uns der Erlöser, der Priester und der König ist, werden dieses Übel beheben.
Meine lieben Brüder, darum werden wir fortfahren, Unseren Herrn Jesus Christus zu predigen. Wir werden Sein Priestertum predigen, damit es viele Priester gibt, die das wahre Opfer Unseres Herrn für den Frieden der Welt, zur Verherrlichung Gottes und zum Heil unserer Seelen darbringen. Das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus werden wir predigen. Wir werden Sein Königtum in unseren Herzen, in unseren Seelen, in unseren Familien, in unseren Staaten und in unserem Gemeinwesen verherrlichen. Vertreiben wir die Menschen, die vom Teufel beseelt sind. Diese Menschen gibt es heute in fast allen Staaten. Einst waren dies katholische Staaten! Diese Staaten sind jetzt dem Teufel ausgeliefert. Aber wir sind überzeugt davon, daß die Menschheit den Frieden wiederfinden wird, wenn wir den Mut haben, Unseren Herrn Jesus Christus zu predigen. Wir müssen Sein Königtum predigen, dann wird auch die Kirche ihren Glanz wiedererlangen und die Seminare werden sich wieder füllen. Daran müssen wir glauben!
Heute ist ein Tag voller Hoffnung. Österreich ist noch ein katholisches Österreich. Es gibt noch eine katholische Tradition in Österreich. Ich bin davon überzeugt, daß Österreich für die ganze Welt ein Beispiel sein kann und muß. Österreich wird seine Treue zur Vergangenheit und zur katholischen Kirche zeigen. Es wird auch seine Treue zum Papst zeigen, jedoch nur in dem Maß, als dieser Papst das Gesetz Unseres Herrn Jesus Christus verkündet und seinen Vorgängern treu bleibt. Dann sind wir wahrhaft dem Papst, Rom und der katholischen Kirche treu, wie sie immer war. Wir bleiben der überlieferten heiligen Messe und den Sakramenten treu. Ich bin überzeugt, daß das katholische Österreich zu seiner Tradition zurückkehren wird. Sie liefern heute den Beweis dafür.
Einige sind aus Graz, Klagenfurt, Salzburg und Enns gekommen. Ich beglückwünsche Sie von ganzem Herzen. Sie haben damit die Frohbotschaft, die Botschaft vom Königtum Unseres Herrn Jesus Christus, hinausgetragen, wie es die Apostel taten.
In diesen Tagen lesen wir in unserem Brevier die Lesungen aus der Apostelgeschichte! Lesen wir, was der hl. Petrus, der hl. Paulus, der hl. Barnabas und Silas predigten. So wollen auch wir Unseren Herrn Jesus Christus predigen. Deshalb sind wir gekommen. Dazu rufen wir Sie auf.
Die allerseligste Jungfrau ist voll Liebe für ihren göttlichen Sohn, Unseren Herrn Jesus Christus. Bitten wir die allerselilgste Jungfrau Maria, unsere liebe himmlische Mutter, daß sie in unseren Herzen die Flamme entzündet, die im Augenblick des Pfingstereignisses über den Häuptern der Apostel erstrahlte. Die Flamme des Heiligen Geistes kam durch die allerseligste Jungfrau Maria. Sie war als Mittlerin anwesend. Damals haben die Apostel von Gott die Liebe empfangen. In der Welt wurden sie zu großen Missionären. Ihr Blut haben sie für Unseren Herrn vergossen. Bitten wir die allerseligste Jungfrau Maria, daß sie diese Flamme in unseren Herzen entzündet, damit auch wir Zeugen Unseres Herrn Jesus Christus sind. Bitten wir sie, daß auch wir Ihn in der ganzen Welt verkünden dürfen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.