Kongress in Paris: Pius X. - Ein Reformpapst

Quelle: Distrikt Deutschland

Das Jahr 2014 war für die Priesterbruderschaft St. Pius X. ein Jubiläumsjahr. Sie feierte den 100. Todestag ihres heiligen Patrons, der am 20. August 1914 seinen irdischen Lauf vollendete und als treuer Verwalter des ihm aufgetragenen Amtes in die himmlische Herrlichkeit eintreten durfte.

Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein theologischer Kongress in Paris. Unter dem Vorsitz von Bischof Bernard Fellay versammelten sich vom 9.–11. Januar Priester, Ordensleute und Gläubige, um des Reformwerks des großen Papstes zu gedenken, der unermüdlich dazu aufgerufen hatte, „alles in Christus zu erneuern“.

Organisiert wurde das international besetzte Symposion von der Zeitschrift „Courrier de Rome“ und von DICI (Documentation & Informations catholiques internationales), der Nachrichtenagentur der Priesterbruderschaft.

Überschattet wurde die Tagung von den Folgen der islamistischen Attentate in der Pariser Innenstadt. Überall in der Stadt waren bewaffnete Sicherheitskräfte präsent.

Die Teilnehmer versammelten sich im neuen Priorat der Priesterbruderschaft im 8. Arrondissement (23 rue Jean-Goujon), in der Nähe von Eiffelturm und Arc de Triomphe (Quartier des Champs-Élysées). Hier befindet sich das politische und wirtschaftliche Zentrum der französischen Hauptstadt. Vor zwei Jahren durfte die Priesterbruderschaft die Kirche Notre Dame de Consolation mit dazugehörigen Anbauten übernehmen, in denen das zweite Pariser Priorat eingerichtet werden konnte.

Die Kirche wurde kurz vor der Jahrhundertwende in Erinnerung an ein Brandunglück am 4. Mai 1897 errichtet, bei dem 126 Persönlichkeiten der französischen Aristokratie im Rahmen einer katholischen Wohltätigkeitsveranstaltung ums Leben kamen, darunter auch Sophie von Bayern, die jüngere Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837–1898).

Das Gotteshaus ist ein architektonisches Juwel und wurde bei der Weltausstellung im Jahr 1900 mit der Goldmedaille bedacht. Die Vereinigung der Angehörigen der Opfer der Brandkatastrophe von 1897 stellte als Eigentümer die Kirche im Jahr 2013 der Bruderschaft zur Verfügung.

Diese Kirche unter dem Patronat „Unserer Lieben Frau vom Trost“ ist nach der Kirche Saint-Nicolas-du-Chardonnet (in der Nähe von Notre-Dame) das zweite große Gotteshaus in Paris, in dem die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. die Seelsorge ausüben.

Der theologische Kongress, dem der Generalobere der Priesterbruderschaft, Msgr. Bernard Fellay, an allen drei Tagen präsidierte, nahm die verschiedenen Aspekte des Reformwerks Pius’ X. in den Blick.

Pater Christian Thouvenot (Generalhaus in Menzingen), der Generalsekretär der Priesterbruderschaft St. Pius X., sprach über den „unbedingten Reformwillen“ des Papstes. Pius X. war Kaplan, Pfarrer – also tätig in Seelsorge und Armenfürsorge –, Domherr, Seminarspiritual, Bischof, Patriarch, Kardinal und Papst. In allen seinen Tätigkeiten war dieser Vorsatz zu einer authentischen Erneuerung leitend.

Im Gegensatz zu dem progressistischen Fieber, das auf ein ungewisses „Morgen der Religion“ harrt, war bei ihm mit Erneuerung die „Rückkehr zur Christenheit“, zu einer schon einmal erreichten katholischen Zivilisation, gemeint.

Deshalb war Pius X. nicht nur ein wahrer Seelenhirte in der Abwehr der modernen Irrtümer, sondern auch ein wirklicher „Reformpapst“, wie Pater Emmanuel du Chalard, der Direktor der Zeitschrift „Courrier de Rome“ (Rom), detailliert darlegte.

Wie diese authentische katholische Erneuerung sich vom nachkonziliaren Aggiornamento unterscheidet, konnte Pater Yves le Roux, der Direktor des US-amerikanischen Priesterseminars Winona (Minnesota), anhand von konkreten Beispielen aufzeigen.

Dieser Gegensatz wurde auch von zwei weiteren Referenten aufgegriffen, die den Unterschied von wahrer und falscher Reform für die Bereiche des Kirchenrechts, der Katechese und der Disziplin des Klerus verdeutlichen konnten. Mit Pater Patrick Laroche, Dozent für Kirchenrecht am Priesterseminar Zaitzkofen (Bayern), Pater Jean-Yves Tranchet, Pädagoge an der renommierten Internatsschule Saint Michel (Departement Indre), und Pater Patrick Troadeck, Direktor des Priesterseminars Flavigny (Burgund), wurden kompetente Referenten für diese Bereiche gewonnen.

Das Pontifikat des hl. Papstes war überschattet von der Irrlehre des Modernismus, zu dessen Ausrottung er nicht nur die Enzyklika „Pascendi“ verfasste, sondern auch eine Reihe von weitgehenden Maßnahmen ergriff (z.B. Antimodernisteneid oder Studienreform).

Der italienische Philosophieprofessor Giovanni Turco (Universität Udine) und Pater Jean-Michel Gleize, Dozent für Ekklesiologie am Priesterseminar von Ecône (Wallis), erläuterten die Lehre der Enzyklika in Bezug auf Philosophie und Theologie.

Prof. Dr. Roberto de Mattei (Rom), der Autor einer vielbeachteten Geschichte des II. Vatikanums (dt. Ausgabe Edition Kirchliche Umschau, erhältlich beim Sarto-Verlag), sprach über die von Pius X. verteidigten Sozialprinzipien. Er verglich das Pontifikat Pius’ X. sowohl mit dem von Leo XIII. (+1903) als auch mit der nachkonziliaren Epoche. Die Rückkehr zu diesen Prinzipien als Rückkehr zur Tradition der Kirche behandelte ebenfalls Pater Alain Lorans (Paris), der Direktor der Nachrichtenagentur DICI.

Krönender Abschluss des Kongresses war ein Pontifikalamt von Msgr. Bernard Fellay in Saint-Nicolas-du-Chardonnet. Der Bischof hielt auch den Abschlussvortrag über das Werk der Priesterbruderschaft St. Pius X. im Dienst der Gesamtkirche.

Ein rein menschlicher Blick auf den Zustand der Catholica könnte heute zu Hoffnungslosigkeit und innerer Kapitulation führen. Der Bischof rief die Gläubigen deshalb auf, trotz der Krise nicht zu vergessen, dass der Gottmensch Jesus Christus selbst seine Kirche gegründet hat. „Deshalb sind wir römische Katholiken und bleiben es.“ Aber die Bruderschaft arbeitet für die Kirche im Geist des Prinzips: „alles in Christus erneuern“, und nicht im Geist der Angleichung an die Welt.

Die französischen Tagungsakten werden im Laufe des Jahres erscheinen.