Hl. Leopold, Markgraf von Österreich

Quelle: Distrikt Österreich

Darstellung des hl. Leopold bei der Auffindung des Schleiers, Jesuitenkirche Wien

Der Name Österreich stammt aus der Bezeichnung Ostarrichi - die lateinische Form „Austria“ taucht erstmals 1147 auf – und bezeichnet eine Markgrafschaft des Herzogtums Bayern in dessen östlichen Landesteilen - daher auch Marcha orientalis oder Ostmark - genannt. Die Christianisierung des Landes war von bayrischen Klöstern ausgegangen und bayrische Adelsgeschlechter nannten einen großen Teil des Landes ihr Eigen. Die Mark Österreich hatte kein eigenes Bistum, sondern gehörte zur Diözese Passau.

Im Jahr 976 wird erstmals ein Markgraf Luitpold = Leopold aus dem Geschlecht der Babenberger genannt, der über die Marcha orientalis herrschte. Aus dieser Familie ging unser Heiliger, Leopold III., hervor. Er wurde um das Jahr 1075 (1073?) in Gars am Kamp geboren, wo es eine Burg der Babenberger gab. Andere Quellen nennen auch Melk als seinen Geburtsort. Von seinem Vater dürfen wir annehmen, dass er seinen Sohn nach strengen, ritterlichen Grundsätzen erzog, seine gottesfürchtige Mutter lehrte ihn den christlichen Glauben v.a. durch ihr Vorbild. Der hl. Bischof Altmann stand der Familie sehr nahe und er dürfte auf die Erziehung des jungen Leopold einen großen Einfluss gehabt haben. Im späteren Kanonisationsprozess stellte der päpstliche Konsistorialadvokat Franz von Padua in seiner Rede, gehalten am 20. November 1484, fest: „Er hat sich von zarter Jugend an nicht den Vergnügungen ergeben, von welchen sonst dieses Alter gewöhnlich umstrickt wird… Seine einzige Freude fand er in geistigen Gesprächen, in steter Übung und Erkenntnis des Glaubens. Man sah ihn oft mit der Lesung heiliger Bücher beschäftigt, man traf ihn gewöhnlich in Beschauung göttlicher Dinge, in Übung guter Werke.“ Auf dem Fundament dieser Erziehung wuchs Leopold zu einem Mann heran, der mit Mut und Entschlossenheit für die erkannte Wahrheit und für die Gerechtigkeit eintrat.

Der Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst bestimmte die Regierungszeit seines Vaters. Obwohl die Babenberger immer treue Anhänger des Königs waren, distanzierte sich Markgraf Leopold II. von Heinrich IV. und stellte sich auf die Seite des Papstes, was ihm kurzfristig sogar die Herrschaft als Markgraf kostete und einen Einfall der Böhmen in sein Reich zur Folge hatte. Der Markgraf blieb in der weiteren Folge jedoch im Besitz seiner Grafschaft. Der Vater unseres Heiligen starb im Jahr 1095 (1096?), und der spätere Heilige trat als Leopold III. im Alter von ca. 20 Jahren die Regentschaft über die nach Osten des Reiches hin strategisch so wichtige Grenzmark an. Er tat dies im Bewusstsein eines göttlichen Auftrages und so galt sein ganzes Interesse seinem Land, während er sich, so weit er konnte, von der großen Politik fernhielt.

Ein weiser und großherziger Landesvater

Bald nach Regierungsantritt verlegte er seine Residenz weiter nach Osten. Er ließ auf dem Steilabfall des Wienerwaldes zur Donau, auf dem heutigen Kahlenberg bei Wien, seine Burg errichten, die aufgrund ihrer Lage zur Sicherheit seines Landes beitrug, konnte doch von hier aus die Straße entlang der Donau bestens überwacht werden.

Während seiner Regentschaft führte er niemals einen Angriffskrieg, seinem Land Österreich galt seine ganze Sorge und Pflicht, immer den göttlichen Auftrag vor Augen. Den Großteil seiner fast 40jährigen Regentschaft widmete er dem Ausbau und der Festigung seines Reiches, der Erziehung des Volkes, der Errichtung von Stätten, die in die Umgebung hinausstrahlen sollten und materielle und geistige Kultur, v.a. aber den christlichen Glauben verbreiten sollten. Er bereitete dem Mönchtum in Österreich den Boden und unterstützte das gesamte kirchliche Leben, den Armen war er ein gütiger und großherziger Landesvater und galt auch als Familienvater als großes Vorbild. Leopold wurde schon zu Lebzeiten als „milder Markgraf“ bezeichnet, seine Freigiebigkeit war im ganzen Land bekannt. Sein Biograph nannte ihn „Vater des Klerus und Vater der Armen“.

Infolge seiner weisen Führung gelang ihm der Ausbau des Landesfürstentums in Österreich, er brachte die Stadtherrschaft von Wien, das damals noch in den Anfängen seiner Entwicklung stand, an den Landesfürsten, damit schuf er die Voraussetzung für die künftige Vormachtstellung der Stadt. Österreich erfreute sich eines beträchtlichen Wohlstandes und einer kulturellen Blüte unter seiner Regentschaft und so wuchs das Ansehen des Markgrafen stetig.

Eingriff in die große Politik

Nur einmal griff Leopold in die große Politik ein: Als sich Kaiser Heinrich IV. und sein Sohn im Jahr 1105 feindlich gegenüberstanden, ergriff Leopold die Seite des Sohnes. Der alte Kaiser floh und wurde später zur Abdankung gezwungen. Die Motive Leopolds lassen sich heute nicht mehr restlos aufklären, die Regentschaft Heinrich IV. war aber zu dieser Zeit durch Willkür und Ungerechtigkeit gezeichnet, was ihm den Sympathieverlust vieler Fürsten einbrachte. Bedenkt man seine generelle friedliebende Vorgangsweise, wollte Leopold darüber hinaus wohl bewusst einen sinnlosen Kampf vermeiden, was ihm durch sein Eingreifen auch gelang.

Kaiser Heinrich V. starb 1125 kinderlos und vierzig deutsche Fürsten versammelten sich in Mainz zur Vorwahl eines Kaisers. Leopolds weise und vorausschauende Politik sowie seine Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus gaben ihm, der gemeinsam mit anderen nominiert wurde, die größten Aussichten auf die Kaiserkrone. Allein, Leopold lehnte ab. Er führte sein hohes Alter (er war erst fünfzig Jahre alt!) sowie die große Zahl seiner Söhne, unten denen es in der Nachfolge zu Streit kommen könnte, als Gründe an. Als allerersten Grund dürfen wir wohl annehmen, dass er, der sich den Tugenden der Wahrheitsliebe und der Demut verpflichtet sah, die Gewissenskonflikte scheute, die dieses höchste Amt unweigerlich mit sich brachte.

Reicher Kindersegen

Im Jahr 1103 vermählte sich Leopold mit Adelheid von Perg (Machland im heutigen Oberösterreich), dadurch erhöhte sich sein Einfluss im heutigen Nieder- und Oberösterreich bedeutend, allerdings dürfte die junge Frau schon bald verstorben sein. Der Ehe entspross ein Sohn mit Namen Adalbert.  Im Jahr 1106 oder 1107 heiratete er Agnes, die verwitwete Schwester des jungen Königs Heinrich V. Durch diese Heirat wurde er zu einem engen Verwandten des Kaisers, rückte so in den obersten Rang der Reichsfürsten auf und legte damit aber auch zugleich den Grundstein für den Aufstieg Österreichs zur überregionalen Macht in Europa. Seine Stellung gab ihm die Möglichkeit, die politische Unabhängigkeit seiner Markgrafschaft vorzubereiten.

Der Ehe von Leopold und Agnes entsprossen 18 Kinder, von denen elf die Eltern überlebten. Den Begabtesten unter seinen Söhnen, Otto, schickte er zum Studium nach Paris. Dieser trat in das Zisterzienserkloster Morimond in Frankreich ein, wurde später Bischof von Freising und der bedeutendste Geschichtsschreiber des Mittelalters. Seine achtbändige „Geschichte zweier Staaten“ – des Gottes- und des Weltstaates – gilt als die wichtigste Quellenschrift des Mittelalters. Leopolds Sohn Konrad wurde Bischof von Passau und später Erzbischof von Salzburg. Sein Sohn Leopold IV. folgte seinem Vater als Markgraf und wurde später Herzog von Bayern. Nach dessen Tod übernahm sein Bruder Heinrich (Jasomirgott) die Herrschaft und erlebte die Erhebung Österreichs zum Herzogtum. Er war es auch, der die Residenz der Babenberger nach Wien verlegte.

Die Klostergründungen

Drei große Stifte gründete Markgraf Leopold in seinem Reich und zur Gründung des ersten dieser drei, des Stiftes Klosterneuburg, gibt es eine schöne und sehr bekannte Legende: Nach der Hochzeitsfeier standen Leopold und seine Frau Agnes auf dem Balkon seiner Burg. Plötzlich kam ein Windstoß und trug den Schleier seiner Frau davon. Neun Jahre später waren die beiden auf Jagd in den Wäldern nahe der Donau, da schlugen die Hunde an und die beiden fanden den Schleier unversehrt an einem Holunderstrauch. Die Jungfrau Maria erschien dem Leopold und bat ihn, an dieser Stelle eine Klosterkirche zu erbauen. Leopold folgte diesem Wunsch und gründete im Jahr 1114 das Stift Klosterneuburg. Im Jahr 1133 übergab er das Stift an Augustiner-Chorherren. Die Stiftskirche, eine gewaltige romanische Basilika, wurde am 29. September 1136 feierlich eingeweiht. In der päpstlichen Bestätigung der Gründung nennt Papst Innozenz II. den Markgrafen aufgrund seines Glaubens und seiner Treue zur Kirche einen „Sohn des hl. Petrus“.

Im Jahr 1133 rief Markgraf Leopold auf Rat und Wunsch seines Sohnes Otto zwölf Zisterzienser und einen Abt aus dem Zisterzienserkloster Morimond in Frankreich und gründete das Stift Heiligenkreuz. Er überließ ihnen Eigenbesitz, Grund und Boden im unwegsamen Waldgebiet süwestlich von Wien zur Rodung und Urbarmachung, sowie zur Gründung eines Klosters, welches sich in der Folge eines raschen Wachstums erfreuen konnte. Bald schon kam es zur Gründung von mehreren Tochterklöstern.

Im Jahr 1136 folgte die Gründung des Benediktinerstiftes Klein-Mariazell, Markgraf Leopold holte Benediktinermönche aus Bayern, um sie hier anzusiedeln. Nach oftmaligen Zerstörungen und Wiederaufbau wurde das Kloster im Jahr 1782 durch Kaiser Joseph II. aufgehoben.

Tod infolge eines Jagdunfalles

Am 15. November 1136, also nur wenige Wochen nach der Weihe der Stiftskirche Klosterneuburg, starb Leopold im Alter von ca. 61 Jahren in seiner Residenz in Klosterneuburg an den Folgen eines Jagdunfalles. Wie er es verfügt hatte, wurde er im Kapitelsaal des Stiftes Klosterneuburg bestattet. Sein Grab wurde bald zu einer Wallfahrtsstätte, die Verehrung des Verstorbenen entstand spontan im Volk und schon bald berichtete man von Wundern nach dem Besuch des Grabes. Kurz nach 1177 verfasste ein Klosterneuburger Chorherr die Lebensbeschreibung des Markgrafen, die als historisch zuverlässig gilt. Seit dem 14. Jahrhundert strebten die Habsburger als Nachfolger der Babenberger die Heiligsprechung Leopolds an, die unter Kaiser Friedrich III. im Jahr 1485 durch Papst Innozenz VIII. erfolgte. Die feierliche Übertragung der Reliquien geschah unter Kaiser Maximilan I. im Jahr 1506.

Reliquienschrein im Stift Klosterneuburg

Verehrung des hl. Leopold

Heute steht sein Reliquienschrein auf dem berühmten Emailaltar von Nikolaus von Verdun. Die Verehrung des hl. Leopold blieb sogar während der gesamten Zeit der Reformation lebendig. Seit 1663 ist der hl. Leopold der Landespatron von „ober und unter der Enns“ und seit damals war es Brauch, dass der kaiserliche Hof den 15. November in Klosterneuburg feierte. Bis heute gibt es die Männerwallfahrten zum Grab des Landespatrons, um für die Anliegen der Heimat zu beten. Der hl. Leopold ist Landespatron von Niederösterreich, gemeinsam mit dem hl. Klemens Maria Hofbauer auch von Wien und gemeinsam mit dem hl. Florian von Oberösterreich. Sein Festtag ist sein Todestag: der 15. November.  Dargestellt wird der hl. Leopold meist mit einem Kirchenmodell und mit fürstlichen Insignien sowie einem blauen Schild mit fünf goldenen Adlern. Dieses Schild entstand erst 1130 in Klosterneuburg, seit 1804 wird dieses Schild als offizielles Landeswappen von Niederöstereich geführt.

Ein großes und leuchtendes Vorbild auch für unsere Zeit

Was machte den Markgrafen zum Heiligen? Aus seiner Lebensbeschreibung geht es klar hervor: Sein lebendiger Glaube und seine Ehrfurcht vor Gott bestimmten sein politisches Handeln als einflussreicher Fürst. Seine Lebensweisheit beruhte in der Erfüllung der Regeln, die unser Herr Jesus Christus in den Seligpreisungen den Menschen aller Zeiten als Richtschnur vor Augen hält. Er ließ sich nicht blenden von der Macht, die die Kaiserkrone versinnbildlichte und er missbrauchte auch niemals die Macht, die als Markgraf in seinen Händen lag. Als er Besitzungen des Stiftes Kremsmünster aus Passau rechtsgültig erhalten hatte und später erfuhr, dass diese dem Stift unrechtmäßigerweise entzogen worden war, gab er das Eigentum sofort an das Stift zurück. Seinen Untertanen war er ein milder, freigiebiger und weiser Herrscher, der immer nach Frieden trachtete und der den Armen ein liebender Vater wurde. Er hinterließ durch seine Tugenden einen bleibenden Eindruck bei seinen Landsleuten, der, bezeugt durch die Verehrung, durch nahezu neun Jahrhunderte bis in unsere Zeit herüber strahlt.

In einer Bildinschrift widmete man ihm den schönsten Nachruf, den ein Regent erhalten kann: „Begründer eines goldenen Zeitalters“. Schon während seiner Lebenszeit wurde er als Heiliger betrachtet, er erhielt die Attribute „der Fromme“ oder „der Milde“ zu seinem Namen. Was für ein Vorbild könnte dieser Heilige für einen Politiker unserer Tage sein! Bestürmen wir den hl. Leopold um Fürsprache am Throne Gottes für sein Land und seine Landsleute, die in dieser, unserer Zeit infolge des Sitten- und Glaubensverlustes in Kirche und Staat schweren Prüfungen unterzogen werden.

Quellen:

„Bavaria Sancta“ von Georg Schwaiger

„Das große Buch der Heiligen und Seligen Österreichs“ von Reinhard Pohanka

„Heilige und Namenspatrone“ in Österreich von Schauber und Schindler

„Der heilige Leopold“ von V.O. Ludwig

Aus den Messtexten vom 15. November: 

- Gott, der Du den heiligen Leopold aus den zeitlichen Sorgen zur himmlischen Herrlichkeit hinübergeführt hast, gewähre, so bitten wir, dass wir so durch das Zeitliche gehen, dass wir die Teilhabe am ewigen Leben verdienen.

- So freue dich, Land Österreich, erhöht durch den Ruhm des so heiligen Fürsten Leopold!

- Gott, der Du Deinen heiligen Bekenner Leopold auf Erden verherrlicht und ihn im Himmel glorreich gemacht hast, bestelle ihn, so bitten wir, zum Verteidiger Deiner Kirche.