Für wen läutet die Glocke?

Quelle: Distrikt Deutschland

Am 11. Januar skandierten eine Million Demonstranten in Paris die Parole: "Je suis Charlie" - "Ich bin Charlie", während ein Stift geschwungen wurde der zum Symbol der ermordeten Meinungsfreiheit wurde. 

Dies ist die offizielle, einstimmig vereinbarte Version der Medien und der politischen Parteien. Wenn man aber tatsächlich weiß, was die satirische Zeitschrift Charlie Hebdo wirklich ist, müsste man jedem dieser Demonstranten die folgenden Gefühle zuschreiben: Ich bin für Anarchie und Sakrilege, wie die Karikaturisten, die die Heilige Jungfrau in ihrer Weihnachtsausgabe in einer unbeschreiblich obszönen Art und Weise dargestellt haben. Ich bin ein Nihilist und ein Gotteslästerer, wie jene, die vor ein paar Jahren zwei Recycling-Behälter mit dem Titel, "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut" zeichneten, oder in jüngerer Zeit ein Kondom in Form eines Hostie.

Am 7. Januar, dem Tag des Angriffs auf die Redaktion von Charlie Hebdo erklärte Papst Franziskus, dass es zwingend notwendig sei, sich „Hass und alle Formen der Gewalt zu widersetzen, die das menschliche Leben zerstören, die gegen die Würde der menschlichen Person verstößt und grundlegend das fundamentale Wohl der friedlichen Koexistenz von Menschen und Völkern untergräbt, über alle Unterschiede von Nationalität, Religion und Kultur hinweg“. Bischof Stanislas Lalanne von Diözese Pontoise und Bischof Pascal Delannoy aus der Diözese Saint-Denis waren die offiziellen Vertreter der Kirche bei der Demonstration am 11. Januar. Zu dieser Zeit sagte einer der überlebenden Karikaturisten von Charlie Hebdo, dass er „auf diejenigen kotzt, die plötzlich sagen, sie sind unsere Freunde“, und ironisch fügte er hinzu: „Wir haben viele neue Freunde, wie der Papst, Queen Elizabeth oder Putin: Das bringt mich zum Lachen“.

Am Mittag des 8. Januar erklang im Regen die Totenglocke der Kathedrale von Notre Dame. Für wen wurde diese Glocke geläutet?

Von Pater Alain Lorans, DICI.org