Das Jenseits

Quelle: Distrikt Österreich

Wenn der Mensch stirbt, blickt er zurück auf sein ganzes Leben in einem Augenblick und in den geringsten Details im Lichte Gottes. Gott, der das Licht ist (1 Joh 1,5) erleuchtet die kleinsten Taten, Worte und Gedanken des Menschen und enthüllt ihm ihren Wert. Der Mensch entdeckt, dass alles Dem offen vor Augen liegt, Dem er Rechenschaft über sein Leben abgeben muss (Heb 4,13). Das ist das Einzelgericht, in dem der Mensch in einer letzten Wahl, die Gott ihm gibt, für Gott stimmt, indem er sich ihm voll Vertrauen zuwen­det, oder gegen Gott, indem er ihm misstraut und sich auf sich selbst zurückzieht (Mt 25,14-30). Entweder der Himmel oder die Hölle, entweder ewiges Leben oder ewige Qual (Mt 25,46). Der Tod ist die Zeit der Ernte; man erntet, sei es im Guten oder im Bösen, was man gesät hat während man im Leib war.

- Wenn die Seele herausgehoben ist aus jedem Schmutz und die Talente, die sie von Gott empfan­gen hat, Frucht tragen ließ (Mt 25,15) und auf­merksam war auf die Bedürfnisse der anderen (Mt. 25,40), erbt sie das Reich Gottes mit den Engeln und Heiligen.

- Wenn die Seele verdunkelt ist (Joh 3,19; Röm 1,21), und sich auf sich selbst zurückzieht (Mt 25, 24-25), stumpf ist für die Bedürfnisse der anderen (Mt. 25,45), stürzt sie sich in ein ewiges Feuer mit dem Teufel und seinen gefallenen Engeln.

- Wenn die Seele nicht so rein ist, dass sie direkt in den Himmel eingehen kann, aber auch nicht so verdunkelt, dass sie in die Hölle kommt und weil sie einen letzten Glaubensakt an Gott gemacht hat, fühlt sie sich schmerzhaft geläutert in einem Feuer, das sie brennt, inmitten der Finsternisse, die sie hindern, Gott zu sehen und sich an ihm zu er­freuen (1 Kor 3,15). Sehr wenige kommen direkt in den Himmel, denn die Seele darf keinen Schmutz­fleck aufweisen. Bei Gott gibt es nichts Dunkles (1 Joh 1,5) und nichts Beschmutztes kann zu ihm durchdringen (Weish. 7,25).

Viele gehen in eine Läuterung ein, um in den Himmel zu kommen, eine Läuterung, die je nach der Dichte der Finsternis mehr oder weniger lang und schmerzhaft ist, je nach den Dunkelheiten, die sie umgeben wegen begangenem Übel oder unter­lassenem Guten. Die kommen in die Hölle, die nur sich selbst lieben bis zur Verachtung der anderen, die, die sich selbst zu kleinen Göttern gemacht haben bis zur Verachtung Gottes.

Im Himmel sieht die Seele nur Licht und Wesen des Lichts. Sie fühlt nur Liebe, denn Gott ist Licht und Liebe mit allem, was in ihm ist. Sie geht von Bewunderung zu Bewunderung, von Freude zu Freude, in einen Ozean des Glücks.

Im Fegefeuer nimmt die Seele das Licht, das in Gott und in den himmlischen Wesen ist, nach de­nen sie verlangt, auf, aber die dunklen Schatten, die in ihr sind, hindern sie, darin einzutauchen. Ihre Liebe zu Gott und zum Himmel ruft in ihr ei­nen lauernden Schmerz hervor, der sie zu einer im­mer weniger Verirrten macht und sie immer mehr befreit.

In der Hölle sieht die Seele nur einen See von Finsternis, Feuer und Schwefel. Sie steigt in sie hinab wie in einen Abgrund, und trifft darin nur Leere, denn Satan ist leer an Liebe, ist Dunkelheit und Lüge. Sie geht von Verkommenheit zu Ver­kommenheit, von Qual zu Qual, in ein Meer von Tränen und Zähneknirschen.

Ermahnung

Solange wir auf Erden sind, haben wir die Wahl. Im Tod machen wir unsere letzte Wahl in die Rich­tung, auf die unser Leben zugegangen wäre. Der Baum fällt, wie er hängt. Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat bestimmen unsere Richtung und binden uns. Nutzen wir diese Zeit der Umkehr und göttli­chen Barmherzigkeit, um gute Früchte zu tragen, die im ewigen Leben bleiben (Joh 15, 16), und helfen wir unseren Brüdern im Fegefeuer, schneller in den Him­mel einzugehen dank unserer Gebete und Liebes­werke. Das ist der Wille Gottes für uns, zu unserem Glück und zur Ehre Gottes.

Gebet

Wir danken Dir, Herr, für alle Erleuchtungen, die du uns über das Jenseits gegeben hast, womit du uns ermunterst, die Qualen im Fegefeuer und die Ver­dammnis der Hölle zu vermeiden und uns immer für den Himmel zu entscheiden. Wir bitten Dich, erhalte uns im Gehorsam zu Deiner Gnade, die uns nicht fehlen lässt.

Herr, mögen die Seelen der verstorbenen Gläubi­gen durch deine Barmherzigkeit ruhen im Frieden.

 

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Parvis-Verlages aus dem Buch "Arme-Seelenmonat" von J.-M. Girardin