
Der fast achtzigjährige Robert Sarah lehnt die Ernennung von Laien für Führungspositionen in der Kurie ab. Genauso wie die Verehelichung von Priestern. Die Stimme des ehemaligen Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst ist dabei unüberhörbar.
Nachdem Sandro Magister, Vatikanist bei L'Espresso, über einen Text von Kardinal Sarah aus einem Buch-Meditationen über die Figur des Priesters berichtete, ist der Name Sarahs in aller Munde. Der Kardinal, der ursprünglich aus Guinea stammt, ist heute ohne Amt, was ihm die Zeit und Muße verschafft, Bücher zu schreiben. Eines der bekanntesten hatte zum Ziel, Papst Franziskus davon abzubringen, verheirateten Priestern grünes Licht zu geben. Dies war eine Forderung, die von der Sondersynode über Amazonien im Oktober 2019 aufgestellt wurde. Laut Sandro Magister gab es etliche Hinweise darauf, dass dem Pontifex die Veröffentlichung des Buches missfiel. Doch als Franziskus einige Tage später ein Resümee veröffentlichte, in dem er die Schlussfolgerungen aus der Amazonas-Synode zog, lehnte auch er verheiratete Priester und weibliche Diakone ab.
In seinem neuen Buch über das Priestertum betont Kardinal Sarah nun, dass diese Ablehnung „mit ähnlichen Worten“ wie in dem gemeinsam mit Benedikt XVI. verfassten Buch zum Ausdruck gebracht wurde. Sarah liefert eine klare Widerlegung aller aktuellen Reformvorschläge bezüglich des „klerikalen Systems“. Sei es der verheiratete Klerus über die Frauenpriester bis hin zur Regierung des Volkes. In einer der Textpassagen wird auch die Praxis von Papst Franziskus kritisiert, bei der Kurienreform Führungsrollen mit Personen zu besetzen, die keine Priester sind. Der Einwand lautet: „Manchmal hört man, dass es notwendig wäre, die Ausübung der Autorität vom Weiheamt zu trennen. Hier und da wird behauptet, dass die Leitung in der Kirche ebenso gut von Männern wie von Frauen, von Laien wie von Priestern und Bischöfen ausgeübt werden könnte. Solche Behauptungen sind schrecklich zweideutig und zerstören die hierarchische Struktur der Kirche, wie sie von Jesus Christus selbst erdacht und gewollt wurde. Sicherlich gibt es Laien, Männer und Frauen, die in Kommunikation, Management und Führungsstrategien besser bewandert sind als Priester. Es ist notwendig, ihnen die richtigen Rollen zuzuweisen, die ihrer Kompetenz und ihrem Fachwissen entsprechen. Streng genommen ist die Leitung der Kirche jedoch nicht in erster Linie eine Kompetenz, sondern eine Präsenz, nämlich die Präsenz Christi, des Dieners und Hirten. Deshalb kann die Leitungsfunktion in der Kirche niemals von anderen Personen als von ordinierten Amtsträgern ausgeübt werden.“
Dies äußert der Kardinal in wohltuender Klarheit und Unmissverständlichkeit. Seine Kritik deckt sich mit unserer bereits mehrfach geäußerten, und es tut gut, einen Kardinal zu entdecken, der mutig genug ist, in aller gebotenen Deutlichkeit zu formulieren.
Kardinal Sarah sieht die heutige Zeit als eine Herausforderung zwischen der Kirche und den neuen Mächten der Welt, analog zur gregorianischen Reform zu Beginn des zweiten Jahrtausends: „Diese Reform zielte darauf ab, die Kirche aus den Klauen der weltlichen Autoritäten zu befreien. Durch ihre Einmischung in die Regierung und in kirchliche Ernennungen hatte die politische Macht schließlich einen regelrechten Verfall des Klerus verursacht. Es gab immer mehr Fälle von Priestern, die im Konkubinat lebten oder sich in geschäftlichen oder politischen Angelegenheiten engagierten. Die Gregorianische Reform zeichnete sich durch den Wunsch aus, die Kirche aus der Zeit der Apostelgeschichte wiederzuentdecken. Die Grundsätze einer solchen Bewegung basierten nicht in erster Linie auf institutionellen Reformen, sondern auf der Wiederbelebung der Heiligkeit der Priester. Braucht es heute nicht eine ähnliche Reform wie diese? Tatsächlich hat die weltliche Macht wieder Fuß in der Kirche gefasst. Diesmal handelt es sich nicht um eine politische, sondern um eine kulturelle Macht. Es kommt zu einem neuen Kampf zwischen Priestertum und Kaisertum. Doch das Imperium ist nun die relativistische, hedonistische und konsumistische Kultur, die überall einsickert. Es ist an der Zeit, sie abzulehnen, weil sie mit dem Evangelium unvereinbar ist.“