Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen

21. September 2022
Quelle: Distrikt Österreich

Fortsetzung Nr. 4:

Es war der 14. September, an dem Helena das Kreuz in der Zisterne vorgefunden hatte. In einer feierlichen Prozession wurde es in die Stadt gebracht und in der Privatkapelle der Kaiserin zur allgemeinen Verehrung aufgestellt. Im selben Monat trat die Kaiserin die Rückreise nach Rom an, bevor die Winterstürme die Überquerung des Mittelmeeres unmöglich gemacht hätten. Sie reiste nicht ab, ohne zuvor den Auftrag zur Errichtung einer Kirche über der Auffindung des Grabes zu erteilen. Zehn Jahre später, am 14. September 335 wurde die Grabeskirche eingeweiht. Ein Teil des Kreuzes blieb in Jerusalem, den anderen nahm Helena mit nach Rom. Den Titulus (Tafel über dem Haupt Christi) ließ sie in der Mitte teilen, ein Teil blieb in Jerusalem, den anderen, sowie alle vorgefundenen Nägel brachte sie nach Rom.

Im Jahr 348, also 13 Jahre nach Einweihung der Grabeskirche und 23 Jahre nach Auffindung des Kreuzes schreibt Cyrillus, Bischof von Jerusalem, in seinen Katechesen: "Das heilige Holz des Kreuzes legt Zeugnis ab, wie es bei uns bis auf den heutigen Tag zu sehen ist und von diesem Ort aus mit ihm jetzt fast der ganze Erdkreis erfüllt ist durch jene, die auf Antrieb des Glaubens Teile von ihm mitnahmen." Offenbar schon bald nach der Auffindung des Kreuzes war es üblich, Teile davon mitzunehmen und zu verehren. Aus der Zeit um 350 bestätigen Inschriften im heutigen Algerien, die die Aufbewahrung und Verehrung von Reliquien des "lignum crucis" bezeugen. Und der Kirchenvater Gregor von Nyssa berichtet, dass seine Schwester Makrina eine Kreuzreliquie besaß. Johannes Chrystostomos (350-407) beschreibt, dass die Christen des späten 4. Jahrhunderts Kreuzpartikel, die in Gold einfasst waren, an Ketten um ihren Hals trugen. Und Bischof Paulinus sandte  im Jahr 403 einen Brief an seinen Freund Sulpicius Severus, in dem er davon schreibt, dass er ihm eine Kreuzpartikel in einem goldenen Kästchen übersandt hatte.

Auch viele Pilger berichten von der Kreuzreliquie in der Grabeskirche, der bekannteste Bericht stammt von der Nonne Aetheria, die Äbtissin in Aquitanien (im Südwesten Frankreichs) war und sich von 382 bis 384 im Heiligen Land aufhielt. Ihr Bericht über die Kreuzverehrung am Karfreitag ist besonders eindrücklich, daher wollen wir ihn im nächsten Abschnitt mehr Raum geben.

 

Wird fortgesetzt..