
Wenn Gott schon für geringfügige Dinge wie Gras und Blumen, die nicht der Rede wert sind und kaum einen Nutzen haben, solche Fürsorge zeigt, wird Er dich vergessen, das kostbarste aller Geschöpfe? Warum hat also Gott sie so schön gemacht? Um Seine Weisheit und die Überfülle Seiner Macht zu zeigen und damit wir auf jede Weise lernen, Ihm die Ehre zu geben. Denn nicht bloß „die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes“, nein, auch die Erde. Das zeigt uns David mit den Worten: „Lobet den Herrn, ihr fruchtbringenden Bäume und ihr Zedern alle!“ (Ps 148,9).
Manche Bäume loben ihren Schöpfer durch ihre Frucht, andere durch ihre Schönheit, andere durch ihre Größe. Auch das beweist ja die unendliche Weisheit Gottes, dass Er über so geringe Dinge solche Pracht ausgießt. Oder was gibt es Geringeres als eine Pflanze, die heute ist und morgen nicht mehr? Wenn Er also bloßem Gras das gegeben hat, wessen es nicht bedurft – denn was nützt ihm seine Schönheit, wenn es nachhher ins Feuer geworfen wird? - wie solle Er dir das Nötige voreinhalten? Hat Er das Allergeringste so überaus schön gemacht, und zwar nicht der Nützlichkeit wegen, sondern nur, damit es bewundert werde, so wird Er um so mehr dich, das edelste aller Geschöpfe, in dem auszeichnen, dessen du notwendig bedarfst.
Aus: Homilien zum Matthäusevangelium 22, Hl. Johannes Chrysostomus (349-407 n. Chr.), Kirchenvater