
100 Fragen zur aktuellen Lage der Kirche
Die hl. Messe ist ihrem Wesen nach weder ein Mahl noch ein Opfer und Mahl, sondern nur ein Opfer. Die hl. Kommunion, die man allenfalls ein Mahl nennen könnte, ist eine Frucht dieses Opfers, gehört aber nicht zu seinem Wesen hinzu.
Die Begründung für den Opfercharakter der Messe haben wir oben gesehen. In den Texten des Konzils von Trient ist niemals davon die Rede, daß die Messe zudem noch ein Mahl sei. Die These, die hl. Messe sei zugleich Opfer und Mahl, ist von Papst Pius XII. auch ausdrücklich verurteilt worden: «Es weicht vom Weg der Wahrheit ab, wer das heilige Opfer nur feiern will, wenn das christliche Volk zum Tische des Herrn hinzutritt; noch mehr ist im Irrtum, wer – um es als unbedingte Notwendigkeit hinzustellen, daß die Gläubigen zusammen mit dem Priester das eucharistische Mahl empfangen – arglistig behauptet, es handle sich hier nicht nur um ein Opfer, sondern zugleich um ein Opfer und ein Mahl der brüderlichen Gemeinschaft, und es sei die gemeinschaftlich empfangene Kommunion sozusagen der Höhepunkt der ganzen Opferfeier. Es muß immer wieder betont werden: Das eucharistische Opfer ist seiner Natur nach eine unblutige Hinopferung des göttlichen Opferlammes, was auf geheimnisvolle Weise durch die Trennung der heiligen Gestalten und durch ihre Darbringung an den ewigen Vater zum Ausdruck kommt. Die heilige Kommunion gehört zu dessen Vollständigkeit und zur Teilnahme daran mittels der hochheiligen sakramentalen Vereinigung; während diese für den opfernden Priester unbedingt erfordert ist, wird sie den Gläubigen nur dringend empfohlen.»[152]
Die Kirche hat darum zwar die sonntägliche Teilnahme am Meßopfer zur Pflicht gemacht, niemals aber die sonntägliche Kommunion. Wäre die hl. Messe wesentlich ein Mahl, so müßten die anwesenden Gläubigen unbedingt kommunizieren, denn wer bei einem Mahl nichts ißt, hat nicht daran teilgenommen! Dagegen bestimmte das Konzil von Trient: «Wer sagt, die Messen, in denen allein der Priester sakramental kommuniziert, seien unerlaubt und deshalb abzuschaffen, der sei mit dem Anathema belegt.»[153]
Im Grunde sperrt sich der ganze Meßritus auch gegen den Mahlcharakter, denn was ist das für ein Mahl, bei dem nach langen rituellen Verrichtungen eine so geringe Speise gereicht wird? Wäre die Messe ein Mahl, so hätten die recht, die die Messe in der Form eines richtigen Essens gestalten wollen.
[152] Enzyklika Mediator Dei vom 20.11.1947. HK 302 f. DH 3854 wird der Anfang des Zitats, nämlich die Arglistigkeit der Behauptung, ausgelassen.
[153] DH 1758.
Quelle: Katechismus zur kichlichen Krise, Pater Matthias Gaudron, Sarto-Verlag, 2017, 4. Auflage