52. Wie muß das Religionstreffen von Assisi beurteilt werden?

27. Juni 2018
Quelle: Distrikt Österreich

100 Fragen zur aktuellen Lage der Kirche

Das Religionstreffen in Assisi am 27. Oktober 1986 war ein einzigartiger Skandal, eine Irreführung der Seelen und ein Verstoß gegen das 1. Gebot Gottes: «Ich bin der Herr, dein Gott: Du sollst keine fremden Götter neben mir haben». Niemals zuvor wurde die Kirche so sehr gedemütigt wie damals, als der Papst sich auf eine Ebene mit den Führern aller Religionen und Sekten stellte. Es wurde damit der Eindruck erweckt, als sei die katholische Kirche nur eine unter vielen religiösen Gemeinschaften, die zusammen an der Herstellung des irdischen Friedens arbeiten müßten. Als ob es einen anderen Frieden geben könnte als in der Bekehrung der Menschen zu Christus und zu seiner Kirche! «Zieht nicht am fremden Joch mit Ungläubigen … Was haben Licht und Finsternis gemeinsam? Wie steht Christus im Einklang mit Beliar? Oder welchen Anteil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?» (2 Kor 6,14 f)

Bei der Begrüßung im Chorraum der Marienbasilika saß der Papst mit allen Religionsführern auf gleichen Stühlen. Es wurde alles vermieden, was den Eindruck einer Vorrangstellung des Papstes hätte erwecken können, alle sollten als gleichberechtigt erscheinen. Im Gegensatz zum Missionsbefehl Christi forderte der Papst die Vertreter der Religionen nicht auf, sich zu Christus zu bekehren, sondern zu ihren falschen Göttern zu beten. Schon vor dem Treffen hatte er zum Ausdruck gebracht, wie wichtig es sei, daß diese ihrem falschen Glauben treu blieben: «Diese gemeinsame radikale Treue zu den jeweiligen religiösen Traditionen ist heute mehr denn je ein Erfordernis des Friedens. Jeder der in Assisi Anwesenden wird Gott sein Gebet gemäß seiner eigenen religiösen Tradition darbringen.»[139]

Den einzelnen Religionen wurden dann katholische Gotteshäuser zur Verfügung gestellt. Wenn man bedenkt, daß eine katholische Kirche ein heiliger, einzig und allein dem Kult des dreifaltigen Gottes geweihter Ort ist, so kann man bei diesem Schauspiel nur an den von Christus angekündigten «Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte» denken (vgl. Mt 24,15).

Nachdem alle Delegationen ihre Kulte für den Frieden abgehalten hatten, begaben sie sich schweigend in einer Art Wallfahrt zur Franziskus-Basilika, wo dann jede Gemeinschaft ein Friedensgebet vortrug. Diese Wallfahrt deutete der Papst in seiner Schlußansprache folgendermaßen: «Während wir schweigend einhergeschritten sind, haben wir über den Weg nachgedacht, den unsere Menschheitsfamilie geht: entweder in Feindschaft, wenn wir es verfehlen, uns einander in Liebe anzunehmen; oder als eine gemeinsame Wanderung zu unserem erhabenen Ziel, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die anderen unsere Brüder und Schwestern sind. … Laßt uns darin eine Vorwegnahme dessen sehen, was Gott von der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit gern verwirklicht sehen möchte: eine brüderliche Wanderung, auf der wir uns gegenseitig begleiten zum transzendenten Ziel, das er uns gesetzt hat.»[140] Deutlicher kann man nicht mehr sagen, daß die Mission der Kirche ein Ende gefunden hat! Die Menschen sollen sich nicht zur Kirche bekehren, sondern alle sollen in ihren Religionen gemeinsam und friedlich ihren Weg gehen.

[139] OR vom 26.9.1986, S. 1 n. 2 u. 3.
[140] OR vom 7.11.1986, S. 10 n. 5.

Quelle: Katechismus zur kichlichen Krise, Pater Matthias Gaudron, Sarto-Verlag, 2017, 4. Auflage