
100 Fragen zur aktuellen Lage der Kirche
Die nichtchristlichen Religionen beten nicht zum wahren Gott. Der wahre Gott ist nämlich der dreifaltige Gott, der sich im Alten, vor allem aber im Neuen Bund durch Jesus Christus geoffenbart hat. Darum glauben die Religionen, die die Gottheit Christi ablehnen, nicht an den wahren Gott, sondern beten zu einem Wesen, das nicht existiert. «Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht» (1 Joh 2,23). «Niemand kommt zum Vater außer durch mich» (Joh 14,6).
Man wende hier nicht ein, daß die Mohammedaner und die Juden einen richtigen, wenn auch unvollkommenen Gottesbegriff haben, und darum zum wahren Gott beten. Dies traf auf die Juden des Alten Bundes zu. Diesen war die Dreifaltigkeit Gottes noch nicht geoffenbart. Darum konnten sie an diese nicht glauben, sie schlossen sie aber auch nicht aus. Genau dies ist aber bei den heutigen Juden und den Mohammedanern der Fall: Sie leugnen die Dreifaltigkeit Gottes ausdrücklich. Sie wollen nicht an den dreifaltigen Gott glauben, sondern beten zu einem Gott, der nur einpersönlich sein soll. Einen solchen Gott gibt es aber nicht.
Diese grundlegende Wahrheit wird in der offiziellen Kirche heute nicht mehr gesehen. In den Exerzitien, die Kardinal Wojtyla – der spätere Johannes Paul II. – 1976 vor Papst Paul VI. hielt, findet sich ein ganz modernistischer Begriff des Glaubens und daraus folgend die These, daß alle Menschen, egal in welcher Religion sie leben, zum wahren Gott beten:
«Der Weg des Geistes zu Gott geht vom Inneren der Geschöpfe und der tiefsten Tiefe des Menschen aus. Auf diesem Weg findet die moderne Geisteshaltung eine Stütze in der Erfahrung des Menschen und in der Bejahung der Transzendenz der menschlichen Person». Dies ist Modernismus: Glaube ist nicht mehr die Antwort auf die Offenbarung Gottes, sondern ein aus der Tiefe des Menschen kommendes Streben nach Gott. Etwas weiter im Text heißt es: «Diesen Gott bekennt in seinem Schweigen der Trappist und der Kamaldulensermönch. An ihn wendet sich der Beduine in der Wüste, wenn die Gebetsstunde gekommen ist. Und vielleicht auch der in seine Betrachtung versunkene Buddhist, der sein Denken läutert und den Weg zum Nirwana bereitet.»[132]
Der Heiligen Schrift ist ein solches Denken ganz fremd. Das ganze Alte Testament ist voll von dem Eifern Gottes gegen die falschen Götter und Religionen. Oft wird das auserwählte Volk streng bestraft, weil es die falschen Götter verehrt. Und auch im Neuen Testament schreibt der hl. Paulus ganz lapidar: «Was die Heiden opfern, das opfern sie den Dämonen und nicht Gott» (1 Kor 10,20).
Dies schließt nicht aus, daß der einzelne Jude, Mohammedaner oder Heide unter dem Antrieb der Gnade doch zum wahren Gott beten kann, wenn er sich nicht in der falschen Gottesvorstellung seiner Religion verhärtet, sondern grundsätzlich offen ist, alles anzunehmen, was Gott geoffenbart hat und will, also auch den Glauben an die Dreifaltigkeit und die Menschwerdung Gottes. Die Religion als solche wendet sich aber nicht an den wahren Gott, sondern an ein Trugbild und führt daher von sich aus ihre Anhänger nicht zu Gott.
132] Wojtyla, K.: Zeichen des Widerspruchs – Besinnung auf Christus. Herder 1979. S. 26 f.
Quelle: Katechismus zur kichlichen Krise, Pater Matthias Gaudron, Sarto-Verlag, 2017, 4. Auflage