44. Was versteht man unter dem Ökumenismus?

25. April 2018
Quelle: Distrikt Österreich

100 Fragen zur aktuellen Lage der Kirche

Unter dem Begriff Ökumenismus versteht man eine Bewegung, die im 19. Jahrhundert im nichtkatholischen Raum entstand und die die Zusammenarbeit und Annäherung der verschie-denen christlichen Konfessionen anstrebt. Diese Bewegung führte 1948 zur Gründung des Weltkirchenrates. Dieser Rat versteht sich als «eine Gemeinschaft von Kirchen, die Christus als Gott und Erlöser annehmen.»[111] Die einzelnen religiösen Gemeinschaften, die in diesem Rat Mitglied sind, bleiben aber unabhängig. Der Rat hat keine Autorität über sie, sondern sie können entscheiden, ob und inwieweit sie die Beschlüsse des Rates annehmen wollen. Es ist auch nicht notwendig, daß die einzelnen Mitglieder die anderen Gemeinschaften als Kirchen im Vollsinn anerkennen.

Die gleiche Geisteshaltung führte im Laufe der Zeit zu der parallelen Bemühung, auch mit den nichtchristlichen Religionen in einen Dialog einzutreten und sich ihnen anzunähern.

Die katholische Kirche hat sich von der ökumenischen Bewegung ursprünglich deutlich distanziert. Erst auf dem 2. Vatikanischen Konzil hat der Ökumenismus offiziell in die katholi-sche Kirche Eingang gefunden. Das Konzil hat ihm ein eigenes Dekret, nämlich Unitatis redintegratio, gewidmet, sowie die Erklärung Nostra ætate in bezug auf das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.

Die wahrhaft katholische Stellung zum Ökumenismus kommt in der Enzyklika Mortalium animos (1928) von Papst Pius XI. zum Ausdruck: «Durch die Erkenntnis der Tatsache, daß es nur sehr wenige Menschen gibt, denen jeder religiöse Sinn abgeht, glauben sie (= die Befürworter der Ökumene; Anm. des Verf.) sich zu der Hoffnung berechtigt, es werde sich bei aller Verschiedenheit der Völker bezüglich der religiösen Ansichten doch ohne Schwierigkeit eine brüderliche Übereinstimmung im Bekenntnis gewisser Wahrheiten als gemeinsamer Grundlage des religiösen Lebens erreichen lassen. Zu diesem Zwecke halten sie vor einer zahlreichen Zuhörerschaft Konferenzen, Versammlungen und Vorträge, zu denen sie alle ohne jeden Unterschied zur Aussprache einladen: Heiden jeder Art und Christen, und endlich auch jene, die unseligerweise von Christus abgefallen sind oder die seine göttliche Natur und seine göttliche Sendung erbittert und hartnäckig bekämpfen.

Derartige Versuche können von den Katholiken in keiner Weise gebilligt werden. Sie gehen ja von der falschen Meinung jener aus, die da glauben, alle Religionen seien gleich gut und lobenswert, weil alle, wenn auch in verschiedenen Formen, doch gleichermaßen dem uns angeborenen Sinn Ausdruck geben, durch den wir nach Gott verlangen und uns seiner Oberherrschaft gehorsam unterwerfen. … Auf diese Weise kommen sie Schritt für Schritt zum Naturalismus und Atheismus. Daraus ergibt sich dann ganz klar die Folgerung, daß jeder, der solchen Ansichten und Bemühungen beipflichtet, den Boden der von Gott geoffenbarten Religion vollständig verläßt.»[112]

[111] Zitiert in: Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg 1962. Bd. 7, Sp. 1131

[112] HK 670 f.

Quelle: Katechismus zur kichlichen Krise, Pater Matthias Gaudron, Sarto-Verlag, 2017, 4. Auflage