10. Was ist die Folge, wenn man ein Dogma leugnet?

09. August 2017
Quelle: Distrikt Österreich

100 Fragen zur aktuellen Lage der Kirche.

10. Was ist die Folge, wenn man ein Dogma leugnet?

Wer nur ein einziges Dogma leugnet, hat den ganzen Glauben verloren, da er die Offenbarung Gottes nicht unbefangen annimmt, sondern sich selbst zum Richter über das, was zu glauben ist, aufschwingt.

Wie wir oben gesehen haben, stützt der Glaube sich nicht auf unsere eigene Einsicht, sondern auf die Autorität des sich offenbarenden Gottes, der sich selbst nicht täuschen und auch andere nicht in Irrtum führen kann. Darum muß man alles annehmen, was Gott geoffenbart hat, und kann sich nicht nur das heraussuchen, was einem genehm ist. Wer also aus dem geoffenbarten Glaubensgut etwas auswählt und nicht alles annehmen will, der setzt Gott eine Grenze, indem er seine eigene Vernunft das letzte Wort sprechen läßt. Ein solcher hat darum keinen göttlichen, übernatürlichen Glauben mehr, sondern nur noch einen menschlichen Glauben, wenn dieser vielleicht auch noch in vielen Punkten mit dem göttlichen Glauben übereinstimmt. So sagte z. B. Papst Pius IX. bei der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens 1854: «Sollten daher, was Gott verhüten möge, sich welche herausnehmen, im Herzen anders zu sinnen, als von uns definiert wurde, so sollen diese erkennen und fortan wissen, daß sie, durch eigenen Richtspruch verurteilt, Schiffbruch im Glauben erlitten haben und von der Einheit der Kirche abgefallen sind.»[13]

Das gleiche lehrt Leo XIII.: «Wer … die geoffenbarten Wahrheiten auch nur in einem Punkte leugnet, streift in Wirklichkeit den Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit und als den eigentlichen Beweggrund des Glaubens zu achten.»[14] Der Papst zitiert dann den hl. Augustinus, der in bezug auf die Irrlehrer sagte: «In vielem sind sie mit mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber wegen dieses Wenigen, in dem sie nicht mit mir einig gehen, nützt ihnen das Viele nichts, worin sie mit mir sind.»[15]

Man kann also nicht zu 70 oder zu 99 % katholisch sein, sondern entweder nimmt man die ganze Offenbarung an oder man nimmt sie nicht an, und dann kann man nur noch einen menschlichen, selbstgemachten Glauben besitzen. Ein solches Herausnehmen einzelner Wahrheiten aus der Gesamtheit des Glaubens nennt man Häresie (griech. «Herausnahme»). Es ist also ganz falsch und findet keine Stütze in der überlieferten Lehre der Kirche, wenn man heute in bezug auf die irrigen Konfessionen sagt, man wolle mehr das Gemeinsame als das Trennende betonen. Damit wird der Eindruck erweckt, als handle es sich in den Unterschieden nur um bedeutungslose Kleinigkeiten, während es in Wirklichkeit um die Fülle der geoffenbarten Wahrheit geht.

[13] DH 2804.
[14] Enzyklika Satis cognitum vom 29.6.1896; HK 613.
[15] In Psalm. 54, n. 19; PL 36,641. 

Quelle: Katechismus zur kichlichen Krise, Pater Matthias Gaudron, Sarto-Verlag, 2017, 4. Auflage