Hl. Hermagor und hl. Fortunatus

Quelle: Distrikt Österreich

Darstellung des hl. Hermagor in der Pfarrkirche von Hermagor, Kärnten

Der hl. Hermagor war der erste Bischof von Aquileia, Fortunatus war sein Diakon, beide erlitten das Martyrium im ersten Jahrhundert. In der Region von Aquileia im heutigen Friaul lebten in der römischen Antike etwa 200.000 Menschen, die Stadt war strategisch und wirtschaftlich eine der bedeutendsten des römischen Reiches.  Naturgemäß besitzen wir nicht viele historische Angaben über die beiden Heiligen, lebten sie doch in der Frühzeit des Christentums.

Der Überlieferung nach war es der heilige Apostel Petrus, der während seines Romaufenthaltes den Evangelisten Markus beauftragte, nach Aquileia zu reisen, um dort das Evangelium zu verkünden. Der hl. Markus machte sich also auf den Weg und wirkte eine Zeit lang in dieser damals sehr großen Stadt, bekehrte viele ihrer Einwohner und gründete eine christliche Gemeinde. Dann kehrte er nach Rom zurück und nahm einen Mann namens Hermacoras mit, der ein „vir christianissmus et elegans persona“, also ein Mann mit festem Glauben und eine herausragende Persönlichkeit war. Diesen stellte er dem hl. Petrus vor und der Apostelfürst weihte ihn, nachdem er sich von seinen Tugenden und von seinem Charakter überzeugt hatte, zum Bischof.

Der Bischof wird gefangen genommen

Danach kehrte Hermacoras in seine Heimat zurück und verfestigte die vom Evangelisten Markus gegründete Gemeinde. Er predigte, taufte, weihte Priester und Diakone, vollbrachte Wunder und sandte Missionare in die Städte der ganzen Region, sicher auch nach Noricum und somit in das heutige Kärnten. Als der neue Statthalter, Sebastus, sein Amt in Aquileia antrat, verlangten die heidnischen Priester von ihm, gegen Hermacoras vorzugehen. Er verführe das Volk mit einer neuen Religion und halte es von den Tempeln ihrer Gottheiten fern, so lautete die Anklage.

Der Statthalter ließ Hermacoras festnehmen und befahl ihm, Christus abzuschwören und den römischen Göttern öffentlich ein Opfer darzubringen. Hermacoras verweigerte dieses Opfer, daraufhin begannen grausame Folterungen, um ihn schließlich doch noch zu überzeugen. Hermacoras ertrug die Folterungen mit Heldenmut, was beim Volk Bewunderung und Mitleid hervorruf. Es forderte schließlich sogar lautstark die Absetzung des Statthalters.

Hermacoras predigt im Gefängnis

Sebastus war zutiefst erschrocken und verängstigt, er befürchtete Unruhen im Volk und somit den Unmut des Kaisers Nero. Er ließ von den Folterungen ab, hielt aber Hermacoras weiterhin gefangen. Auch im Gefängnis erzählte Hermacoras von Christus mit einer solchen Überzeugungskraft, dass sich sogar sein Kerkermeister Pontianus bekehrte und um die Taufe bat. Mit der Hilfe des Kerkermeisters konnten viele Menschen zum Gefängnis kommen und hier die Predigt des Hermacoras hören, ein überirdisches Licht und ein betörender Duft drang aus seiner Zelle.

Der erste Bischof Aquileias erleidet das Martyrium

Die Götzenpriester waren von Wut erfüllt, erneut drohten sie dem Statthalter und verlangten die Hinrichtung des Hermacoras. Sebastus erbat sich drei Tage Bedenkzeit, er wollte nicht übereilt handeln. In dieser Zeit vollbrachte Hermacoras einige Wunder. Er heilte eine blinde Frau namens Alexandria und einen jungen Mann, der von Dämonen besessen war. Den Diakon Fortunatus ernannte er zu seinem Nachfolger. Das alles brachte die heidnischen Priester noch mehr in Wut und aufgrund ihrer Forderungen beschloss der Statthalter, Hermacoras und Fortunatus enthaupten zu lassen. Das Urteil wurde heimlich nachts im Gefängnis vollstreckt.

Der Kerkermeister Pontianus sowie der Vater des im Gefängnis geheilten Jungen und Alexandria holten die Leichname und setzten sie auf einem Friedhof unweit der Stadtmauern bei. Viele Kranke, die in den folgenden Tagen an ihre Gräber kamen, wurden geheilt.

Aquileia wird Patriarchat

Im vierten Jahrhundert war Aquileia eine der ersten Städte, in denen die Christen ihren Glauben frei ausüben konnten. Im September 381 fand die Synode von Aquileia statt, die sich gegen den Arianismus richtete.

Der Bischof von Aquileia galt als Patriarch und war daher der zweitwichtigste Mann der Kirche im weströmischen Reich. Mehr als 25 Diözesen zwischen Bayern, Ungarn, Dalmatien und Norditalien unterstanden ihm. Von Aquileia aus wurde das Evangelium im Alpenraum verkündet, die ersten Christen in Säben (Südtirol) kamen von hier.

Die Gebeine des Märtyrers Hermacoras werden bis heute in Grado bei Aquileia aufbewahrt, wohin sie im 5. Jahrhundert gebracht wurden. Als nämlich im Jahr 452 der Hunnenkönig Attila die Stadt zerstörte, wurde der Bischofssitz nach Grado verlegt.  Im 7. Jahrhundert kam es zu einer Teilung des Patriarchats, erst unter der Herrschaft von Karl dem Großen erlebte die Stadt eine neue Blütezeit. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileia endete im 15. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert wurde das Patriarchat aufgelöst und durch die Erzdiözesen Udine und Gorizia ersetzt.

Orientierung und Vorbild

Hermacoras und Fortunatus sind Schutzpatrone dieser beiden Erzdiözesen sowie der Region Friaul-Julisch Venetien. Die beiden Heiligen werden auch unter den Slowenen besonders verehrt, weil ihre Heimat von den Missionaren aus Aquileia christianisiert wurde. Auch in der Diözese Gurk wurden die beiden Heiligen hoch geachtet.  Kärnten südlich der Drau wurde seit Karl dem Großen bis ins 15. Jahrhundert vom Patriarchen Aquileias seelsorglich betreut und kirchenrechtlich verwaltet.

Der Ort Hermagor im Kärntner Gailtal ist nach dem hl. Hermacoras benannt und die dortige Kirche ist ihm und seinem Diakon Fortunatus geweiht. Die erste Kirche entstand hier vermutlich schon in karolingischer Zeit um das 8. Jahrhundert.

Mit großem Respekt, Bewunderung und Dankbarkeit verneigen wir uns vor den Märtyrern der frühen Christenheit. Ihr fester und unerschütterlicher Glaube, ihr Mut und ihre Standhaftigkeit, ihre Bereitschaft, selbst ihr Leben für unseren Herrn Jesus Christus zu geben, bildeten den Samen, der in den folgenden Jahrhunderten reichlich aufging und die Kirche erblühen ließ. Heute, wo unsere Heimat wieder zunehmend zu einem Missionsland wird, sollen sie uns Orientierung und Vorbild sein, um unserer Aufgabe, den Glauben an die künftigen Generationen weiter zu geben, gerecht zu werden.

Festtag: 12. Juli

Oratio/Tagesgebet:

O Gott, der du uns an diesem Tag durch die Feier des Festes Deiner seligen Märtyrer Hermagoras und Fortunatus erfreust, gewähre uns die Bitte, dass wir immerwährend durch ihre fromme Verteidigung geschützt und durch ihre Gebete geleitet werden.