Das Gebet der Kirche

Quelle: Distrikt Österreich

Seit Jahrhunderten betet die Kirche bei jeder Hl. Messe für die Verstorbenen. Sie macht sich daraus eine Pflicht, wohlwissend, wie sie die Be­freiung der Seelen im Fegefeuer befördern kann zum Glück der Seelen und zum Ruhme Gottes. Sie ist sich ihrer Macht bei Gott zugunsten dieser Seelen bewusst. Sie drückt ihr Gebet zu Gott auf verschiedene Weise nach der Konsekration aus:

„Herr, gedenke auch Deiner Diener und Dienerinnen N. und N., die uns mit dem Zeichen des Glaubens vorangegangen und im Frieden entschlafen sind. Wir flehen Dich an, Herr: gewähre ihnen und allen, die in Christus ruhen, in Deiner Milde den Ort der Erquickung, des Lichtes und des Friedens.“

Seit Anfang des 11. Jahrhunderts hat die Kirche einen besonderen Tag des Gebetes für die Verstor­benen festgesetzt: den 2. November. Das ist ein be­sonderer Tag der Fürsprache für die Verstorbenen. Das entspricht auch einem tiefen Bedürfnis des Menschen danach, sich seiner Toten zu erinnern, denn es gab immer schon den Kult für die Toten. Man ruft sich das Leben derer ins Gedächtnis zurück, die uns vorausgegangen sind, ihre Liebe, die unsere Welt aufgebaut hat. Für den Tag des Be­gräbnisses hat die Kirche eine ganze Gebetsliturgie des Nachsinnens und der Fürsprache, die ihren Glauben und ihr Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes für den Verstorbenen ausdrückt, und Gott dafür die Ehre gibt.  Man umgibt das Grab der Verstorbenen mit sehr viel Achtung; man segnet den Ort, wo sie ruhen; man segnet ihre Überreste bei jedem Besuch, den man bei ihnen macht, um sich an sie zu erinnern und für sie zu beten; man errichtet ein Kreuz, das wie ein dauerhafter Segen über sie ist; man bepflanzt ihre Gräber mit Blumen, um unsere Verehrung für sie zum Ausdruck zu bringen. All das kommt aus dem Glauben an das Überleben der Seele und an die Auferstehung des Leibes.

Ermahnung

Wie tröstend ist es zu denken, dass die Kirche bei unserem Tod und danach für unsere Erlösung aus dem Fegefeuer beten wird; und dass wir schon jetzt den leidenden Seelen im Fegefeuer wirksam helfen können, indem wir unsere Fürbitten mit denen unserer christlichen Brüder vereinen, bei jeder Eucha­ristie, bei jeder Begräbnismesse, bei jedem besonderen Gebet für unsere lieben Verschiedenen. Denken wir auch daran, wenn wir uns an ihren Gräbern versammeln, dass sie ein gutes Gebet notwendiger brau­chen als ein schönes Grab, das ihnen nichts nützt.

Gebet

Herr, Du hast gewollt, dass wir unsere Leiden mit­einander tragen wie wir Glieder des eines Leibes Christi sind, und ein einziges Volk bilden. Gewähre uns dass wir lebhafte Gedanken der Ehrfurcht für unsere verstorbenen Brüder haben, jedes Mal, wenn wir uns in der Kirche versammeln, um für die Ruhe ihrer Seele zu beten, und den Ort in Ehrfurcht halten, wo ihre leiblichen Überreste ruhen in der Erwartung auf die glückselige Auferstehung. Herr mögen die Seelen der verstorbenen Gläubigen durch deine Barmherzigkeit ruhen in Frieden.

 

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Parvis-Verlages aus dem Buch "Arme-Seelenmonat" von J.-M. Girardin